Sonntag

Aufgeregt wie ein kleines Kind ab dem was uns der Tag heute alles bringt :-) Um 10.10 Uhr checken wir aus – es scheint als hättens wir uns gut gehen lassen wenn ich einen Blick auf die Rechnung werfe ;-) Nun steht eine knapp 2 stündige Zugreise vor uns, welche in Kiel endet. Schon von weitem sehen wir die Kreuzfahrtschiffe im Hafen stehen.

Unsere MSC Kreuzfahrt durch die Ostsee ist perfekt organisiert. Schon am Bahnhof finden wir Schilder welche uns den Weg zum Shuttlebus zeigen. Vor dem Bahnhof steht schon jemand der uns konkret sagt wo wir hingehen sollen. Der Bus wartet schon und fährt kurze Zeit in Richtung Hafen.

Uns werden die Koffer abgenommen und die ersten Unterlagen in die Hand gedrückt. Kaum zu glauben, das läuft fast ab wie auf dem Flughafen. Anstehen zum Check-In Schalter, Gepäck Scanner und schon stehen wir auf der Rampe welche in den Schiffsbauch führt.

Rund 2550 Passagiere fasst die MSC Orchestra aus dem Jahr 2007. Unsere Aussenkabine mit Balkon ist komfortabler als wir es dachten. Viel Stauraum, gutes Bett und doch noch genügend Platz :-)

Als erstes wollen wir natürlich das 293m lange Schiff entdecken. 15 Stockwerke, grösser als manches Haus und doch nicht eines der Mega-Schiffe mit über 4000 Passagieren (zum Glück).

Unser Zimmer ist ideal gelegen, in der Mitte des Schiffes auf Deck 9. Wobei auf Deck 5-7 für Unterhaltung und Essen gesorgt wird und auf Deck 13-15 gibts Pool, Wellness, Fitness und sogar einen Minigolf und Tennisplatz.

Um 15.30 Uhr ist bereits die Notfall Übung wo alle mit Schwimmweste an der Reling stehen :-) Kaum einer merkt dass wir in der Zwischenzeit bereits den Hafen verlassen. Ganz leise, fast schwebend kommt die Orchestra in Fahrt Richtung Stockholm, wo wir übermorgen ankommen werden.

Schon beeindruckend insbesondere bei der ersten Kreuzfahrt die man macht – so wie wir.

Unser Nachtessen findet um 20.30 Uhr statt, so hat man vorher noch schön Zeit für einen Cocktail an einer der vielen Bars. Ein bisschen schaukelt das Schiff ja schon, trotz modernster Technik und Stabilisatoren... Bis jetzt ist mir aber nicht schlecht...

Für das Essen haben wir einen fixen 8er Tisch zugewiesen bekommen. Wir sind die ersten und gespannt wer sich noch zu uns gesellt. Ein Amerikaner Pärchen :-) welches anfangs unerwartet wortkarg ist, doch wir brechen das Eis und erfahren dies und das.

5 Gänge gibts, wir lassen aber zwei davon aus. Das Nachtessen ist sehr gut organisiert und die Speisen hochwertig. Im Anschluss schlendern wir durch die Unterhaltungsdecks und sind auf der Suche nach einer Bar. Die Musik ist fürs Hauptpublikum 50 plus angepasst. Grr diese Alleinunterhalter mit Synthesizer und Mikrofon – ganz toll... Zeit fürs Bett, es wird nicht mehr besser heute.

Wir schlafen aus, denn heute ist Seetag. Doch allzu lange schlafen liegt nicht drin, um 09.40 Uhr die  erste Schiff-Durchsage – spätestens jetzt sind alle wach. Nun ja es gibt nur bis 10 Uhr Frühstück, danach muss ja bereits das Lunchbuffet aufgebaut werden...

Frühstücken auf diesem Dampfer macht nicht sonderlich Spass. Im Gegensatz zum Nachtessen herrscht hier eher Chaos und die Speisen könnten besser sein. Jeder will am Fenster sitzen, platz findet man kaum. Die 13 Fahrstühle sind zu dieser Zeit auch im Dauerbetrieb. Bis einer kommt bist Du längst zu Fuss am Ziel angekommen.

Nachdem wir uns fürs Fitnesscenter eingetragen haben, reservieren wir noch einen Platz für die Weinprobe am Nachmittag. Tja so ist das auf einer Kreuzfahrt, alles muss reserviert werden, sonst hats kein Platz mehr. Nicht gerade ein erholsames Ambiente, doch da müssen wir wohl durch...

Nach allen Reservationen ist nun Zeit um etwas zu entspannen. Wir suchen uns auf dem Sonnendeck eine Liege um etwas zu lesen. Mit dem Wetter haben wir pech. Die Sonne hat sich seit Beginn der Kreuzfahrt noch nie gezeigt... Um 15 Uhr ist es dann soweit, unsere Weindegustation beginnt. Sechs unterschiedliche Weine, vom Spumante bis zum Dessertwein stehen auf dem Programm, begleitet von italienischen Häppchen. Das Ganze dauert rund 1,5 Stunden.

Um 18 Uhr das nächste Highlight wenn man so will. Captains Cocktail ist angesagt. Das Ganze ist natürlich voll durchorganisiert, kein Eintritt ohne das obligate fotografieren, was zu Rückstau respektive einer langen Warteschlange führt, bis man in eine der beiden Bars gelangt. Hat man dann den Cocktail in der Hand passiert eine Stunde nichts mehr. Das ist uns dann doch etwas zu doof und wir machen einen Spaziergang auf dem Sonnendeck.

Um 19.30 Uhr spricht dann der Captain des Schiffs im Theater zu den vielen Gästen – Das Ganze in sechs Sprachen, also eine Wiederholung nach der anderen. Auch dies dauert seine 20 Minuten. Übrigens wird alles auf diesem Schiff in fünf Sprachen erzählt – meines Erachtens überflüssig aber im Hinblick auf das Durchschnittsalter auf diesem Schiff wohl unumgänglich. Die 40er Generation hatte ja noch kein Englisch in der Schule ;-)

Dann kommt wie jeden Abend eine Show in Theater. Da wir heute für 20 Uhr einen Tisch im japanischen Restaurant gebucht haben, können wir nur den Anfang der Show sehen. Das japanische   Restaurant ist leer, wir hätten also gar nicht reservieren müssen. Hätten wir es nicht getan wärs wahrscheinlich voll gewesen ;-)

Die A-la-Carte Restaurants sind allgemein leer auf diesem Schiff. Sind wohl alle zufrieden mit dem Standardrestaurant oder wollen einfach nicht noch extra Geld ausgeben. Unser Sushi gibts natürlich nicht im Standardrestaurant, deshalb ist das eine tolle Sache hier, auch wenn wir die einzigen Gäste sind...

Wir nehmen einen erneuten Anlauf auf einen Drink in einer diesen Abend anderen Bar, doch hier ist die Musik nicht viel besser als gestern Abend als mir die Nackenhaare zum Himmel standen. Wir stecken in einem Dilemma. Für die vielen Bars sind wir zu jung und für die Disco bereits zu alt, denn diese ist von den Teenies belagert und erst ab 23 Uhr offen.

Dienstag

Ach wie beginnt der Tag heute doch gut. Punkt 8 Uhr klopfts an der Tür und unser Frühstück wird serviert! Kein Tisch suchen, kein Buffet-Food – herrlich. Während wir frühstücken, legt unser Schiff im Hafen von Stockholm an.

Nun haben wir also 7 Stunden Zeit um die Stadt zu entdecken. Als erstes buchen wir gleich eine Hop-on-hop-off Tour und zwar per Boot. Die stehen so schön am Hafen und machen sogar eine Sonderfahrt direkt zum Vasa-Museum. Wohl die Hauptattraktion der Stadt.

Punkt 10 Uhr öffnen die Tore und auch der erste Asien-Touri-Bus stehen bereit. Wir gehören zu den ersten Museumsbesucher.

Mit dem Hop-on-Boot gelangen wir schnell zum nächsten Highlight der Stadt, Gamla Stan (die Altstadt). Die vielen engen Gassen mit ihren Läden und Cafés erinnern mehr an südliche Städtchen als an das nördliche Stockholm.

Bei einem Kreuzfahrt-Landaufenthalt muss alles Schlag auf Schlag gehen, man will ja möglichst viel sehen und da sollte man entweder eine der vielen geführten Touren buchen, was aber nicht so unser Ding ist (wir entfliehen allem was nach Horden-dasein anmutet). Wer individuell reist, sollte sich vorher informieren und sich für zwei drei Highlights entscheiden...

Das nächste Ziel war eigentlich der Globen (eine runde Kugel im Süden der Stadt) von wo man eine gute Rundsicht haben sollte. Eine einheimische hat uns jedoch den Zoo empfohlen.

Punkt 16 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff und erfreuen uns eines herrlichen Wetters.

Noch hängt Morgendunst über der Stadt Tallinn. Uns wird gerade das Frühstück serviert und schon bald können wir wieder von Bord. Die Stadt ist bekannt für ihre Altstadt, das Land soll moderner sein als man vermutet. Immerhin ist Skype hier ansässig.

Die Sonne will noch nicht so Recht, doch wir marschieren Richtung Altstadt, wohin man auch gut zu Fuss gelangt. Die Stadt mit rund 400'000 Einwohnern wird täglich von Kreuzfahrt-Touristen besucht. Diese sind wohl auch ein grosser Verdienst vieler Einheimischer, welche sich auf die Touristen spezialisiert haben. Am Hafen werden dutzende Souvenirstände aufgestellt, es spielen Musiker und alle haben Freude.

Derweilen sind wir bereits bei der fetten Margaret. Einem deutschen Wehrturm der noch heute, wie viele andere Stadtbefestigungen wunderbar erhalten sind.

Sündhaft teuer sind die Kaffees an diesem Platz. Wir bezahlen für Capuchino und Cola über 7 Euro! Halb so teuer ist es in den vielen engen Gassen der Stadt. Wir laufen weiter zur Alexander Nevsky Kathedrale.

Durch ihre Zwiebeltürme erinnert sie uns daran, dass Tallinn nicht mehr allzu weit von Russland entfernt ist.

Drei Aussichtspunkte bieten eine tolle Sicht auf die Neustadt, Altstadt und das Einzugsgebiet der grössten Stadt Estoniens. Besonders gefällt es mir bei einem hübschen Sommerpavillon aus 1935. Hier hat es kaum Touristen und wir geniessen die inzwischen strahlende Sonne bei blauem Himmel und einem Tonic.

Tallinn besteht aber nicht nur aus ihrer Altstadt, auch der neue Teil wurde für die vielen Touristen herausgeputzt, hat aber längst nicht die Ausstrahlungskraft der Altstadt.

Es ist bereits Nachmittag und wir spazieren in Richtung Hafen. Stockholm und Tallinn sind ganz schön anstrengend, Morgen kommt St. Petersburg und wir stellen die Uhren nochmals 1 Stunde nach vorne... Also noch etwas relaxen vor dem Abendessen. Russland ruuuuuuuuuuft!